11.02.2019 NOKZEIT – Jürgen Hofherr
Strümpfelbrunn. Gleich zwei Minister durften Bürgermeister Markus Haas und Rektor Uli Schöpwinkel am Montagabend in der Winterhauch-Schule begrüßen. Neben der Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann und Landwirtschaftsminister Peter Hauk, der auch Wahlkreisabgeordneter ist, waren auch einige Gemeinderäte sowie Architekt Bernhard Bangert gekommen, um den Landespolitikern die Planungen zum Kinder-Campus in der Winterhauch-Schule vorzustellen.
Nach einer kurzen Begrüßung stellte Bürgermeister Haas kurz den aktuellen Stand der Kinderbetreuung auf dem Winterhauch vor. In insgesamt drei Kindergärten betreue man in sechs Gruppen Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Um den wachsenden Bedarf zu befriedigen sei eine weitere, die siebte Gruppe zum Kindergartenjahr 2019/20 im Turnraum des Strümpfelbrunner Kindergartens geplant. Im Bereich der Kleinkindbetreuung seien drei Gruppen belegt, wovon aus Platzgründen eine Gruppe in einer Containeranlage untergebracht werden musste.
Um den geänderten Anforderungen an öffentliche Betreuung, darunter auch Ganztagsbetreuung, habe man im vergangenen Jahr eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die zum Ziel hatte, eine Zentralisierung der Kinderbetreuung zu überprüfen. Das Ergebnis zeigte, dass man das bestehende Gebäude mit entsprechenden Umbauten durchaus als Grundschule und als Kindergarten mit sieben Gruppen für die drei- bis sechsjährigen Kinder realisieren kann, so Haas. Daher habe man das Architekturbüro ENDERSWEISSBANGERT beauftragt. Dieses Büro habe bereits mehrere ähnliche Aufträge hervorragend gelöst, berichtete Haas. Bevor er das Wort an Architekt Bernhard Bangert übergab ließ er die anwesenden Minister noch wissen, dass man insgesamt gute 6 Mio. Euro investieren müsse, was für eine Gemeinde in der Größenordnung Waldbrunns eine beträchtliche Belastung mit sich bringe. Es sei jedoch eine Investition in unsere Kinder und damit in unser aller Zukunft, schloss das Gemeindeoberhaupt.
Bangert hatte eine ansprechende Präsentation vorbereitet, mit der er zunächst den Umbau bzw. die Sanierung der Grundschule darstellte. Zuvor betonte er, dass man das Gebäude nach dem Verlust der Hauptschule durch die Zentralisierung völlig neu belebe.
Bei den Planungen habe man darauf geachtet, dass sich die verschiedenen Einrichtungen nicht stören. Daher erstrecke sich die Schule in Richtung Dorfmitte, während der Kindergarten in den Bereich hin zum Reitclub Hoher Odenwald/Katzenbuckel-Therme orientiert sei. Die Grundschule erhalte im Erdgeschoss und im Obergeschoss jeweils vier Klassenzimmer, die wie alle Räume flexibel einteilbar sind. In den Fluren will Bangert offene Lernlandschaften, aber auch Nischen, in die sich die Kinder zurückziehen können. Flexible Möblierung der Klassenräume und schalldämmende Oberflächen runden die Sanierung ab.
Im Untergeschoss werden mit Hilfe eines Anbaus sieben Kindergartengruppe für Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren untergebracht. Auf der gesamten Fläche sind Sanitäreinrichtungen vorgesehen, um den Kindern kurze Wege zu bieten. Mit Farben und Oberflächen will Bangert mit seinem Planungsteam für eine ganzheitliche Erfahrung der Kindergartenkinder sorgen. Daher sind auch die Bäder als Spielraum geplant. Eine zweiteilige Mensa, die verbunden werden kann, mit der Küche im Zentrum und der Möglichkeit, die Fläche durch weitere Trennwände so zu erweitern, dass auch Kindergartenfeste, aber auch Blutspendenaktionen möglich seien, soll eine weitere Belebung in den Gebäude ermöglichen.
Um den Bedürfnissen aller Eltern gerecht zu werden, hat sich Bernhard Bangert auch Gedanken um den Eingangsbereich gemacht. Dieser liege zum Dorf hin und sei so geplant, dass sowohl Eltern, die ihre Kinder zu Fuß in den Kindergarten bringen, als auch Eltern, die mit dem Auto kommen, entsprechende Möglichkeiten vorfinden. In diesem Bereich, noch vor dem eigentlichen Kindergarten, stellt sich Bangert einen sogenannten Übergabepunkt vor. Dort sollen sich Eltern und Kinder voneinander verabschieden, sodass nicht mehr eine Vielzahl von Eltern vor den Gruppenräumen auftauchen. Auch die Schlafräume werden völlig individuell gestaltet. So gibt es Höhlen, Hütten, einen Wald, eine Rampe und vieles mehr, damit die Kinder auch dort ihren Spaß haben. Ergänzt wird das ganze Konzept durch Räumlichkeiten für die Mitarbeiterinnen, schloss Bernhard Bangert seine Präsentation.
Ministerin Dr. Susanne Eisenmann war von der Präsentation und das Konzept sehr beeindruckt. In ihrem Ministerium stehe gerade der Übergang von Kindergarten zu Schule im Fokus. Dabei habe sich gezeigt, dass 35 bis 40 Prozent aller Kinder unabhängig von der Nationalität Sprachförderung benötigen um schulfähig zu werden. Beim Waldbrunner Modell sei dieser Übergang perfekt umgesetzt, lobte Eisenmann. Der vorgestellte Winterhauch-Kinder-Campus sei der Idealzustand, weshalb sie dem sehr durchdachten Projekt ihre volle Unterstützung zusicherte. Es gebe ein Bundesförderprogramm, aus dem Mittel für Waldbrunn bereitgestellt werden können. Man solle sich mit der Antragstellung beeilen, so die Ministerin.
Ministerkollege Peter Hauk schloss sich Dr. Eisenmann an. Seit einem Jahrzehnt diskutiere man den Übergang von Kindergarten zu Schule, auch vor dem Hintergrund, dass alle Schüler in der ersten Klasse auf dem gleichen Niveau starten können. Er wisse, dass die Kindergarten-Zentralisierung im ländlichen Raum durchaus seine Tücken habe. Jedes Dorf wolle seinen eigenen Kindergarten behalten. Bei der hervorragenden Gesamtkonzeption die Kindergarten und Schule im Waldbrunn Campus vereine, sei jedoch ein gutes Vorbild und Modell für den gesamten Neckar-Odenwald-Kreis, weshalb er von einer schnellen Akzeptanz durch die Bürger ausgehe. Auch Hauk sagte dem Projekt seine volle Unterstützung bei der Bewilligung von Fördermitteln zu.
Bürgermeister Haas dankte den Landespolitikern für die zugesagte Unterstützung, bevor man sich gemeinsam auf einen Rundgang durch die Schule machte.